Dienstag, 10. Oktober 2017

Der Sicherheitsbeauftragte.

Endlich habe ich es geschafft. Ich bin der neue Security-Man vom Innenministerium und ich komme gleich nach meinem Minister.
Auf so einen Posten kommt man nicht so einfach. Das braucht Zeit und Erfahrung. Meine Referenzen  als Mitarbeiter der Stasi waren zwar nicht völlig wertlos, aber natürlich nicht mehr ganz zeitgemäß und technisch überholt.
Nach dem letzten US-Administrationswechsel habe ich mich deshalb sofort um ein Praktikum in den USA bemüht. 
Denn mit Empfehlungsschreiben von Herrn Rumsfeld und Herrn Cheney öffnen sich alle Türen. Nicht ganz einfach, an solche Befürworter zu kommen. Da genügt ein einfacher Besuch bei der CIA keineswegs, zumal die Leute dort doch nicht sonderlich an meinem Hintergrundinformationen aus meiner früheren Tätigkeit interessiert waren. Tipps, für die ich damals bei Mielke einen Sonderurlaub in Saßnitz und einen Orden bekommen habe, taten sie gelangweilt mit einem „Business as usual“ ab. 
Hilfreich ist aber eine Mitgliedschaft im Rod-and-Gun-Club. Diese Jungens schießen zwar auf alles, was sich bewegt und kein Sternenbanner zeigt, haben aber enorme Beziehungen.
Ein Vereinskamerad hat mich sogar mal zu einer Versammlung des Ku-Klux-Klan mitgenommen, ganz im Geheimen, versteht sich. Aber das war mir dann doch zu heiß – ich meine nicht unbedingt politisch, sondern in der Hitze der Nacht und auch noch unter diesen blöden Kapuzen.
Nun, meine erste Amtshandlung hier galt den Kommunikationssystemen – ach nein, fast hätte ich es vergessen, zuerst habe ich mal das Schloss zu meiner Zimmertüre ausgetauscht. Geht ja niemanden was an, was ich im Schreibtisch habe.
Bei den Kommunikationssystemen sind allerdings schon Ansätze gehobener Sicherheit auszumachen – so war ich schon echt entzückt, als ich erfuhr, dass der BND schon dem Kanzler aber  nicht dem Grundgesetz verpflichtet ist. Apropos Grundgesetz. Da muss ich mal mit meinem Minister reden. Nachdem wir ja auch die Bundesratsmehrheit haben, könnte man ja endlich mal einige unzeitgemäße Passagen herausnehmen, nicht wahr.
In dem Zusammenhang überlege ich mir auch, ob man nicht beim Übergang von einem Bundesland zum anderen – insbesondere wenn es sich dabei um ein Land handelt, das von der Opposition regiert wird, routinemäßige Personenkontrollen einführen sollte. 
Neulich ist wieder mal ein durchgeknallter Pilot eines Motorseglers um das Hochhaus der Deutschen  Bank herumgekreist. Wahrscheinlich hat man ihm einen Kleinkredit abgelehnt und er wollte sich rächen, indem er sich in das Büro des Aufsichtsrats-Vorsitzenden stürzte. Sicherlich hat er dabei nicht bedacht, dass er wohl mit seinem leichten Kleinflugzeug schon an der Fassade des Bankhochhauses abprallen würde. Dennoch kam recht schnell ein Bundeswehrtornado, um ihn abzuschießen.
Einwände aus Fliegerkreisen, dass durch die erforderliche langsame Fliegerei so ein Tornado auf die Straßenbahnhaltestelle der Linie 6 fallen könnte, halte ich für überzogen. Schließlich haben die Piloten der Bundeswehr mindestens 12 Flugstunden Training im Jahr.
Gut finde ich auch, dass jetzt keine Sportflugzeuge mehr über Atomkraftwerke hinweg fliegen dürfen. Die Reaktorkuppeln bestehen zwar aus mehrere Meter dickem Stahlbeton, aber dennoch, man kann ja nie wissen.
Überhaupt werde ich die Bundeswehr mehr in die innere Sicherheit einbinden. An Brennpunkten des Stadtlebens soll dann immer eine Doppelstreife von Soldaten  in Tarn-Uniform postiert und präsent sein – rund um die Uhr versteht sich – die schon durch ihre Anwesenheit und mit dem Automatikgewehr M5 den potentiellen Bombenleger abschrecken und dem harmlosen Passanten  ein gediegenes Gefühl der Sicherheit vermitteln. 

Allgemeine Personenüberwachung ist auch notwendig. Da genügen meiner Meinung nach die schon angelaufenen Operationen mit dem Fingerabdruck und der EDV-Gesichtserkennung auf dem Personalausweis keineswegs, so was lässt sich doch alles manipulieren. Kaum zu beseitigen wären Tätowierungen. Zum Beispiel die Tätowierung der Ausweisnummer auf den Innenarm. Aus kosmetischen Gründen könnte das auch in einer Farbe geschehen, die nur in Schwarzlicht erkennbar ist. Da öffnet sich die Möglichkeit, innerhalb von Sekunden alle Besucher einer Disco zu überprüfen – fantastisch!  Man sieht, es wartet ein großes Aufgabenfeld auf mich – Arbeit über Arbeit. Mein Job erscheint mir doch relativ sicher – ich bin gern Security-Man.

Sonntag, 8. Oktober 2017

Die Stadtplanung.

Also ich, ich plane gerne für Städte. Schon früher. als ich noch Architek­tur-Student war. hätte ich am  liebsten das ganze Uni-Viertel neu geplant. Altehrwürdig hin, Tradition her; was zählt ist Effizienz und wenn der moderne Student schon keinen Platz im Hörsaal findet, einen Parkplatz soll er wenigstens bekommen. Und das gehört geplant.
Nun habe ich auch endlich die Position bekommen, in welcher ich meine fort­schrittlichen städte-planerischen Ideen voll entfalten kann: ich bin jetzt Ober-Stadtplaner in Dingenskirchen a.d.Knatter.
Wie diese Stadt bisher überhaupt existieren konnte, ist mir ein Rätsel. Ich habe mich deshalb auch sofort in die Arbeit gestürzt. Zunächst einmal muss man den einfließenden Verkehr bremsen. Das war für mich kein Problem. Gleich nach der Ortstafel kommt ein kleines Sträßchen aus dem dort liegenden Villenviertel. Dort wohnen die Leute, die bei uns das Bruttosozialprodukt hoch halten. Schon aus ökonomischen Gründen sollte man so wichtigen Leuten den Weg freimachen. Bisher sah man oft drei, vier der teuersten Wagen vor der Kreuzung stehen und auf eine Lücke im einfließenden Verkehr warten. Das ist vorbei. Jetzt regelt dort eine Ampelanla­ge den Fluss. Alle zwei Minuten schaltet es um.

Natürlich waren da tangierende Maßnahmen auf der Landstraße zu treffen, weil ja nun ein Rückstau nicht ausge­schlossen ist. Deshalb kommt vorher eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80, 60, 40 km/h, ein Schild „Vorsicht-Rückstau, ein Überholverbot und noch zwei Warntafeln. Es passieren dort zwar immer noch gelegentlich Auffahrunfälle, aber da sind die unvernünftigen Kraftfah­rer nun wirklich selbst schuld. Für diese wegweisende und fortschrittliche Planung bekam ich von unserem Oberbürgermeister sogar eine ausdrückliche Belobigung. Der weiß meine Arbeit eben entsprechend zu würdigen - wohnt er doch schließlich auch in der Villensiedlung.
Überhaupt ist das mit den Ampeln so eine Sache. Zum Beispiel in der Bahnhof­straße. Da ist vorne eine Ampel. dann kommen (man stelle sich vor!) 4 Kreuzun­gen ohne Ampel und dann erst wieder eine an der Badstraße. Ich hatte zwar zunächst gedacht, das funktioniert mit dem Querverkehr über die Bahnhof­straße ganz gut, weil ja durch die bestehenden Anlagen immer wieder eine Lücke im Verkehrsstrom entsteht und dann eingefahren oder überquert werden kann . Aber da habe ich mich von der Firma S. (ich möchte hier keine Namen nennen) während eines intensiven Arbeits-Essens im Grand-Hotel anders überzeugen lassen. Diese Leute haben wirklich recht. Ich werde jetzt beim  OB nachhaltig darauf dringen, dass an jede Kreuzung eine Ampel hinkommt. Wir müssen schließlich unsere Bürger wirksam schützen, nicht wahr?
Da fällt mir die Fußgänger-Ampel in der Wilhelmstraße ein. Nun lässt man  schon - obwohl die Stadt nun wirklich kein Geld hat - in Höhe der Schule eine so teure Anlage installieren und jetzt gehen die Schüler immer bei „Rot“ rüber, weil sie es zu eilig haben, die läppi­schen 240 Sekunden zu warten, bis nach dem Drücken „Grün“ kommt.
Diese Bürgerinitiativen können einem wirklich auf den Nerv gehen. Erst machen sie ein solches Trara, dass alle Grünflächen zugebaut würden und jetzt, nachdem wir der Handelsbank das platzsparende Hochhaus genehmigt haben, schreien sie Zeter und Mordio, dass dafür das alte Fachwerkhaus abgerissen werden muss. Wie man’s macht ist’s falsch. Aber was bringt mehr Geld in die Stadt? Die Handelsbank oder das Fachwerkhaus? Na also.
Ja, die Sachzwänge sind es, die Stadtplanern zu schaffen machen. Da war doch kürzlich so ein Schlaukopf hier und hat gefordert, all’ die Parkuhren abzureißen. Denn der Zweck der Parkuhr, ein Dauerparken der Anlieger zu verhin­dern, würde auch mit der Parkscheibe  erreicht. Und für die Parkuhren müsste immer ein Kasten mit einer bestimmten Mindest­größe auf die Fahrbahn gepinselt werden . Und wenn diese Kästen nicht wären, würden viel mehr Autos auf dieselbe Fläche passen. Mit anderen Worten: Wir würden Parkraum verschenken. Da sieht man mal wieder, dass der Bürger von Stadtplanung keine Ahnung hat. Wer hat denn je behauptet, bei der Errich­tung von Parkuhren ginge es darum, den Kraftfahrern Parkraum zu schaffen? Was in dieser Stadt geschaffen werden muss, sind Einnahmequellen! Womit, bitteschön, sollten denn sonst so wichtige aber unpopuläre Haushaltsposten wie zum Beispiel die Informationsreise des Stadtrates zur Besichtigung der bahnbrechenden Architek­tur des neuen Theaters in unserer Partnerstadt an der französischen Atlantikküste finanziert werden?

Aber das ist natürlich alles stadtpla­nerischer Kleinkram. Wo kämen wir im Planungsamt auch hin, wenn wir uns um den richtigen Zeitablauf an jeder Ampel kümmern würden. Oder ob es genügend öffentliche Toiletten gibt.
Hier werden größere Aufgaben angepackt. Unser OB. der ja nun schon acht Jahre im Amt ist. will jetzt endlich Ernst machen und den neuen fortschrittlichen Rathausneubau in Angriff nehmen. Das soll beileibe kein Denkmal für ihn werden. Nein, unserem Oberbürgermeister geht es einzig und alleine um das soziale Anliegen, für die Verwaltung zeitgemäße Arbeitsplätze zu schaffen. Sodass deren wichtige Aufgaben wirklich effektiv erledigt werden können. Darauf hat der Bürger einen Anspruch!
Ich habe schon das Planfeststellungs-Verfahren in Gang gesetzt und wenn es um solch eine wichtige Sache geht, ist fraglos mit schneller Zustimmung aller beteiligten Behörden und Institutionen zu rechnen; mit Einsprüchen der Nachbarn rechnen wir jedoch nicht. denn das umliegende Gelände gehört zufällig auch der Handelsbank. 

Mittwoch, 4. Oktober 2017

Radfahren ist gesund.

Also ich, ich fahre gerne Rad.   Bewegung an der frischen Luft, das hält jung. Da kann man alt werden. Und das Schöne am Radfahren ist, man hat nicht nur eine prima Gymnastik, man kommt auch weiter. Wenn man überlegt, wie ungesund da die Autofahrer leben, mit ihrer gefährlichen Raserei.
Natürlich darf man die Gymnastik auch nicht übertreiben. Wenn ich so nachts in einer Ortschaft fahre, mache ich das Licht nie an. Da bin ich energiebewusst, die Straßenbeleuchtung kostet schon genug  Geld. Und beim Rücklicht, da ist ja nur das Birnchen kaputt. Aber erst seit drei Wochen. Na ja, man kann ja nicht ein ganzes Warenlager an Ersatzteilen mitführen. außerdem habe ich ja noch die Rückstrahler in den Pedalen und wenn mich ein Autofahrer nicht sieht bei Regenwetter, soll er sich halt mal einen neuen Scheibenwischer kaufen. Was sich diese Leute in den Blechkisten eigentlich einbilden! Bei denen geht doch auch schon mal ein Rücklicht kaputt, oder?
Kürzlich hat sich wieder so ein Benzinkutscher künstlich aufgeregt, weil ich nicht auf dem Radweg gefahren bin, sondern neben dran, auf der Fahrbahn.  Ich bin doch ein freier Bürger, da habe ich genauso ein Recht auf die Straße wie der. Eigentlich hatte ich aber nur keine Lust, auf dem Radweg zu fahren, weil mir da grade ein paar Kumpels entgegenkamen, die auch keinen Bock hatten, drüben auf dem  andern Radweg zu fahren. Kann ich verstehn, sie hätten ja über die ganze Straße rüber müssen und vorher womöglich noch am Rotlicht warten, weil da grade ein Streifenwagen der Bullen stand.  
Aber ganz schlimm ist es, wenn man einen Berg hinauffahren muss. Da fahre ich immer im Zickzack, weil das leichter geht. Glauben Sie, die dummen Autofahrer würden dann an mir vorbeifahren, wenn ich gerade beim Zack bin?
Neulich habe ich sogar die Polizei ausgetrickst. Die sind mir mit dem Streifenwagen wohl deshalb nachgefahren, weil ich ein bisschen schnell über die Stoppstelle gehuscht bin. Normalerweise fahre ich über Stoppstellen nur langsam drüber, ehrlich! Also wie ich merke, die Polente geht mir nach, bin ich erst mal voll in die Pedale gestiegen, wie der schnelle Didi. Aber wenn da nicht die Einbahnstraße gekommen wäre, hätten die mich doch erwischt. So aber bin ich einfach links weg und gegen die Richtung durch die Einbahnstraße. Das haben die sich dann doch nicht getraut, trotz Blaulicht, da war wohl zu viel Verkehr. Keinen Mut, die Jungens. Man sieht, als Radfahrer ist man gut dran.
Mein kleiner Bruder, der ist erst fünf, fährt auch schon prima Rad. Der holt abends immer den Vater vom Bahnhof ab. Ich bin ihm aber ein paar Mal vorher vorausgefahren, damit er sieht, wie man sich im Verkehr verhält. Dem sein Rad ist zwar kleiner, aber viel besser wie meines. Bei dem geht sogar die Vorderradbremse.

Aber am liebsten fahre ich in der Fußgängerzone. Da sind wir Radfahrer unter uns und können prima Slalom um die Leute und die Blumenkübel üben. Denn man muss ja schließlich im Training bleiben, wenn man alt werden will, oder?   

Montag, 2. Oktober 2017

Der Investmentbanker

Der Investmentbanker

von Manfred Pfirrmann

Das hätte ich nicht ernsthaft vermutet – und mein Klassenlehrer wahrscheinlich auch nicht – dass ich beim Abitur noch durchgekommen bin. Nun stehen mir aber alle Hochschulen offen.
Bei den Studienfächern hätte ich ja am liebsten Medizin gewählt. Gerne wäre ich auch ein „Gott in Weiß“ geworden aber weil ich im Grunde meines Wesens ein humaner Mensch bin, will ich das meiner Umwelt nun doch nicht antun. Außerdem kenne ich meinen inneren Schweinehund was lernen anbelangt. Was bleibt? Wohl nur Zweierlei: entweder BWL oder eine Banklehre.
Meine Bewerbung bei der Volksbank verlief leider so ergebnislos wie bei der Sparkasse aber die Hedge-Bank hat mich tatsächlich als Praktikant eingestellt. Das hat der Herr Direktor sogar höchstpersönlich entschieden und sogar ohne vorher beim Top-Management in Zypern nachzufragen.
Sofort habe ich mir dann erst mal zwei neue Krawatten gekauft, denn in Banken muss auch der Lehrling unbedingt Anzug und Krawatte tragen. Das ist notwendig, damit die Kunden mehr Vertrauen haben, wenn sie ihr Geld der Bank anvertrauen.  So konnte ich denn nun auch meinen dunklen Konfirmationsanzug endlich etwas auftragen.
Als erstes wurde mir die Verwaltung der Portokasse übertragen. Aber schon nach einem knappen halben Jahr in der Hedge-Bank bekam ich eine neue Aufgabe: Nämlich die Erfassung aller Immobilien-Zwangsversteigerungen im Umkreis. Dazu musste ich immer bei verschiedenen Inkassounternehmen anfragen, die mit unserer Bank eine Vereinbarung dafür hatten. Zunächst wusste ich nicht, was das denn soll, die H-Bank konnte doch kein Interesse daran haben, mit Leuten ins Geschäft zu kommen, die ihre Raten nicht mehr zahlen konnten. Aber nach einer Weile habe ich es dann gemerkt. Das Geschäftsmodell meiner Bank war, diese Immoblien billig einzukaufen, dann sofort die Bewohner rauszuwerfen, dann Luxussanierung mit Firmen aus dem Osten durchzuführen und dann die Immoblie wieder mit gutem Gewinn an die Besserverdienenden zu verkaufen. Tolles Modell – wenn auch sozial ein wenig anrüchig. Aber wenn man bei einer Bank arbeitet und voran kommen will, sollte man das Wort „sozial“ in seinem Vokabular sowieso streichen.
Bald wurde ich auch mit anderen Geschäften meiner Bank vertraut gemacht.
Da gab es die schönen Warentermingeschäfte. Erst holt sich die Bank billiges Geld von der Zentralbank. Damit kauft man (möglichst im Verbund mit anderen Banken oder Investoren) soviel von einer Ware auf, wie auf dem Markt ist. Bevorzugt also Güter die gerade knapp sind, wegen schlechter Ernte zum Beispiel. Damit wird die Ware knapp und teuer. Wenn sie dann teuer ist, verkauft man sie wieder. Das ist ganz einfach und nur eine Frage des Kapitals. Allerdings können sich arme Leute die Ware dann wohl nicht mehr leisten und müssen womöglich hungern. Aber wie das mit dem Wort „sozial“, habe ich ja schon vorher erläutert.

Besonders toll fand ich auch den Optionshandel. Zunächst wusste ich natürlich gar nicht, was das ist. Eigentlich ist das der Handel mit Luft – also Optionen. Gell, das glauben Sie nicht, dass man mit Luft handeln kann und doch ist es so. Denn unsere Bank ist auch Broker an den Börsen. Dazu braucht sie überhaupt kein eigenes Geld. Sie muss nur ihren Kunden davon überzeugen, dass die Aktie der Fa. Xy so aussieht, als ob sie steigen würde und er (der Kunde) so tut, als ob er daran glaubt. Darauf kann der Kunde – wenn er denn ein Konto mit Geld bei uns hat – eine zeitlich begrenzte Option abgeben, die ihm soundsoviel Geld wert ist. Also eigentlich eine Wette abschließen. Wenn die Wette eintrifft, bekommt er sein Geld zurück und noch einen  Prozentsatz dazu (das zahlt tatsächlich die Bank) und für den (häufigeren) Fall dass die Prognose nicht eintrifft, kassiert die Bank den Einsatz. Das ist wie beim Roulett und geht noch deutlich schneller. Dabei ist nicht eine einzige Aktie gekauft oder verkauft worden.
Das hätte mir die Bank aber eigentlich nicht zeigen sollen, wie das geht. Denn in diesem System ist etwas vergessen worden, was dem schlauen Erfinder des Rouletts nicht passiert ist. Denn im Roulett gibt es Maximaleinsätze und die Zahl Null. Das verhindert, dass einer mit dem Geldkoffer kommt, und immer seinen Einsatz bei Verlust verdoppelt, bis er schließlich gewinnt. Man nennt das „progressieren“.
Man kann auch beim Optionshandel progressieren – aber dort gibt es nach oben kein Limit und auch nicht die Zero.  Es ist also nur eine Frage des Kapitals, dann gewinnt man mit Optionen immer.
Jetzt muss ich mir mal ausrechnen, wie viel Kapital ich dafür brauche. Dann nehme ich mir einen Kredit – als Bankangestellter bekomme ich den sicher gerne – und dann widme ich mich neben dem Optionshandel nur noch meinem Hobby: dem Müßiggang.
Vielleicht mache ich auch mal eine Bank auf.